Das in der Übersetzung von Ernst Bannerth hier vorgelegte Werk Imam al-Ghazâlîs, „Der Pfad der Gottesdiener“, minhâj al-‘âbidîn, unterscheidet sich von allen anderen Werken unseres „Jahrtausendgelehrten“, sofern es als das von ihm zu allerletzt verfaßte seit je besondere Beachtung auf sich zog und überliefert ist, der Meister habe es nur den vertrautesten seiner Schüler persönlich überreicht.
Es ist ein Werk, über das der Autor sich geradezu beglückt zeigt, so Allah ihm nach eigenem Bekunden bei dessen Ausarbeitung Einblicke in den inneren Sinn gottesdienstlicher Handlungen gewährte, die ihm bislang verschlossen waren, und ihn zu einer wunderbaren Anordnung der Lehrstücke geführt hatte, die ihm zuvor in seinen Schriften nicht gelungen war.
Unter den Titeln „Wissen“, „Bekehrung“, „Hindernisse“, „Heimsuchungen“, „Triebkräfte“, „Ablenkungen“, schließlich „Lobpreis und Dank“ entwickelt der Autor — zur Besserung und zum Heile — sieben Aufstiege der Seele.
Im Unterschied zu seinen ausführlichen Werken beschränkt er sich hier auf das „notwendige Grundsätzliche“, das, in Regeln zusammengefaßt, zum Erfolg führen werde, wenn man an ihnen festhält – was sowohl für den Anfänger wie den Vollendeten, den Starken wie den Schwachen gilt. Wie die Konzentration auf das Wesentliche den Verzicht auf „Überflüssiges“ einschließt, stellt die vorliegende Abhandlung formal wie inhaltlich eine abschließende Darlegung der Essenz des „asketischen Weges“ dar.
Abschließend können wir uns nur darüber freuen, mit dem hier vorgelegten Titel nun ein seit Jahren heftig nachgefragtes Desiderat einer deutschsprachigen Leserschaft wieder zugänglich zu machen.