Bei genauer Betrachtung der islamischen Zivilisation wird die wichtige Stellung der religiösen Bildung deutlich. Seit der Entstehung des Islams waren Aneignung von Wissen und Bildung von großer Bedeutung, sodass die Verbreitung von Wissen unentwegt gefördert wurde. Mithilfe der Erkenntnisse aus der Offenbarung konnte der Islam innerhalb eines kurzen Zeitraums die Seelen erleuchten und die Gesellschaften der Unwissenheit in Gesellschaften des Wissens und der Weisheit verwandeln. Wenn wir sowohl auf den heiligen Qur’an als auch auf die Überlieferungen des Gesandten Allahs, einen Blick werfen, erkennen wir die besondere Stellung des Wissens und des Studiums. Verse und Überlieferungen laden die Muslime stets zum Erlernen von Wissen und zur Umsetzung des Erlernten ein und betonen gleichzeitig die Überlegenheit des Gelehrten über den Unwissenden. Außerdem legen sie dar, dass das Erlernen von Wissen Barmherzigkeit und Vergebung zur Folge hat und die Schüler während ihres Studiums unter dem Schutz Allahs und der Engel stehen.
Während der Islam zur Bildung ermutigt, bestimmt er natürlich auch die Grundprinzipien und die Methoden der Bildung und setzt diesbezüglich bestimmte Maßstäbe fest. Die Grundprinzipien, welche nach dem festgelegten Muster des ehrenwerten Propheten (sas), sowie am Beispiel der Sahaba (Gefährten des Propheten), der Tabi’in (die 2.Generation, die den Gefährten folgte), der Tabi’ al-Tabi’in (die 3.Generation, die der 2. Generation folgte) und von tausenden Gelehrten der darauffolgenden Generationen, gegliedert wurden, beinhalten sowohl für den Lehrer, als auch für den Schüler, wichtige Regeln, die beide befolgen müssen. Nur auf dieser Grundlage kann das Studium des Wissens die Wahrnehmung der Feinheiten des Islams entwickeln und angesichts der metaphysischen Erkenntnisse aus der Offenbarung ein Gefühl der Unterwerfung schaffen. Bei Missachtung der Grundprinzipien kann von einem islamischen Studium nicht die Rede sein, denn auf diese Weise kann keine Tugendhaftigkeit erzielt werden; dies würde lediglich die Zügellosigkeit jener Person vermehren. Statt die Geheimnisse des Wissens der göttlichen Offenbarung zu verstehen, wird der Mensch sich anmaßen, Kritik zu üben und sie durch Herabsetzung auf den begrenzten Verstand dem menschlichen Wissen gleichsetzen. Diese Art der Aneignung von Wissen wird einerseits die Hinterfragung des Propheten und andererseits die Sünde der Vergöttlichung des menschlichen Verstandes zur Folge haben.
Da Anstand, Respekt und Ergebenheit im Fokus der Methode der islamischen Bildung stehen, wurden Einflüsterungen des Nafs (Triebseele), das allzu gern in die Robe der akademischen Freiheit schlüpft, eingedämmt, und gleichzeitig wurde anstelle von Hinterfragung die Auffassung im Hinblick auf das Erlernen in Form von Verstehen und Umsetzung des Erlernten begründet. Anhand dieses Lernverständnisses konnte in die Feinheiten der Offenbarung eingedrungen und aus sechshundert Seiten des Qur’ans Milliarden von Seiten einer reichhaltigen Ansammlung von Weisheiten verfasst werden, welche die psychische und seelische Wegrichtung einer immensen Zivilisation bestimmen.
Innerhalb der Geschichte der islamischen Bildung wurden mehrere Bücher über die Grundprinzipien und Schritte der islamischen Bildung verfasst. Diese Grundprinzipien wurden sowohl in der Einleitung eines Fiqh- (islamische Rechtswissenschaft) oder Tasawwuf-Buches (Sufismus) – wie in der Einleitung des Buches Al-Majmu von An-Nawawi – oder in einem beliebigen Kapitel eines Buches zu diesem Thema dargelegt, als auch gesondert in Büchern behandelt und sind zeitweise unter den Titeln Ta’limu-l-Muta‘allim / Adabu-t-Ta‘lim wa-t-Ta‘allum als Li