Geschichten aus Rumis Mathnawi, ausführlich kommentiert und erklärt von Osman Nuri Topbas.
Übersetzt von Malik Sezgin,
Redaktion Abd al-Hafidh Wentzel.
Die Widersprüche, denen der Mensch bis in die Tiefen seiner Innenwelt hinein ausgesetzt ist, zeigen sich auch im gesellschaftlichen Leben. Auf der einen Seite gibt es die Ritter des Herzens, die in der Vollkommenheit und der Ruhe eines fest gegründeten Glaubens leben, auf der anderen Seite jene, die im Gewirr der Strudel ihres Unglaubens untergehen – und beide leben ihr Leben in ein und derselben Gesellschaft.
Dieses gesellschaftliche Leben, in dem Menschen der unterschiedlichsten Stufe und geglichen Charakters, angesiedelt zwischen den oben genannten beiden Polen ihren jeweiligen Platz einnehmen, gleicht einem Wald, in dem man allen erdenklichen Arten von Tieren begegnet. Manche der Menschen, die man darin antrifft, sind schlau wie ein Fuchs oder bissig wie eine Hyäne oder sie häufen Güter an, wie die Ameise, während andere wie Schlangen Gift versprühen. Manche Kreaturen dieses Waldes beißen schmeichelnd zu, manche saugen Blut wie der Egel, andere wieder lachen einem ins Gesicht während sie hinterrücks eine Falle vorbereitet haben. Andere wiederum kümmern sich nur um sich selbst, wie der Hase, der Schmetterling und andere ähnliche Tiere, und fügen keinem anderen Schaden zu.
Ein Mensch, der sich nicht durch geistige Erziehung aus der Gefangenschaft seines Egos befreit hat und daher keinen gefestigten Charakter besitzt, bleibt ein Gefangener jener lasterhaften Gewohnheiten, in deren Bann er sich befindet.
Ausgehend von dieser Wirklichkeit, können wir sagen, dass eine Gesellschaft, die von krötenartigen Charakteren dominiert wird, sich in einem Sumpf verwandelt. Sind in ihr schlangen- oder wurmartige Charaktere dominant, wird eine ganzes Volk vergiftet und Terror und Anarchie nehmen ihren Lauf. Sind in ihr jedoch Menschen des Herzens vorherrschend, deren Natur den Rosen gleicht und die von Barmherzigkeit und Fürsorge geprägt sind, verwandelt sich das ganze Land in einen Rosengarten und die Gesellschaft errreicht einen Zustand wahrhaften Friedens und Glücks.
Einband: Paperback
Seitenanzahl: 296 S.
Format: 13,5 x 19,5 cm
